Nachkriegszeit

Für Anna und August Dechert waren die Nachkriegsjahre geprägt vom Wiederaufbau des Stadtteils Bessungen und der Investition in das eigene Unternehmen. Dabei legten sie den Schwerpunkt auf den Aus- und Wiederaufbau des Chauffeurdienstes, auf die Modernisierung der Tankstelle und die Fahrzeugpflege.

Das uniformierte Auftreten der Fahrer und das einwandfreie Erscheinungsbild der Fahrzeuge sorgte damals für großes Aufsehen.
Die Bestattungsfahrzeuge aus dem Fuhrpark stellten Decherts anderen Bestattungsunternehmen in Darmstadt und dem Landkreis Darmstadt-Dieburg für Überführungsfahrten zur Verfügung. Die Pflege des eigenen Fuhrparks wurde somit ein fester Bestandteil des Arbeitsalltags der Mitarbeiter.

Nachdem eine Hebebühne auf dem Grundstück in der Ludwigshöhstraße 46 eingebaut wurde, konnte das Angebot um Fahrzeugwartung und Kleinstreparaturen erweitert werden. Hersteller der Hebebühne war die Firma Scheidt & Bachmann.
"Das Unternehmen wurde im Jahre 1872 durch den Kaufmann Friedrich Scheidt und den Ingenieur Carl Bachmann gegründet. In den ersten Jahren wurden Textilmaschinen, Transmissionen und kleine Dampfmaschinen hergestellt. Bereits drei Jahre nach der Gründung wurde die Produktion aufgrund der Expansion an Verkehrsmitteln auf mechanische Signaltechnikanlagen umgestellt, sodass der erste Geschäftsbereich entstand.
1896 erhielt das Unternehmen Scheidt & Bachmann sein erstes Patent für eine „Antriebsvorrichtung für Wegschranken“. Im Jahr 1914 wurde der Geschäftssitz auf ein größeres Werksgelände nach Rheydt, dem heutigen Stadtteil von Mönchengladbach, verlegt. 1932 nutzte Scheidt & Bachmann die günstige Marktlage und begann mit der Fertigung von Tankanlagen, wodurch ein weiterer Geschäftsbereich des Unternehmens entstand. Im Laufe der Jahre wurde das Sortiment für den Betrieb einer Tankstelle kontinuierlich ausgebaut." (www.scheidt-bachmann.de)
-
Vor Renovierung
-
Nach Renovierung

August Dechert erwarb von der Familie Wittmann das Nachbargrundstück in der Ludwigshöhstraße 48 und richtete in der auf dem Grundstück befindlichen Scheune ein Lager, eine Werkstatt und einen Aufenthaltsraum für die Mitarbeitenden ein. Durch die zusätzlichen Lagerflächen wurden Öle und Schmierstoffe in das Sortiment der Tankstelle aufgenommen.

Nach Erweiterung des Grundstücks investierte August Dechert in Kooperation mit der NITAG in den Bau einer Tankstelle.
"Die NITAG war ein deutsches Mineralölunternehmen mit eigener Tankstellenkette, das von 1924 bis 1956 bestand. Der Hauptsitz war in Hamburg. Die NITAG ging 1956 in der Deutschen Gasolin-Nitag AG auf. Um 1924 trat die Mineralölimportgesellschaft Naphthaindustrie und Tankanlagen AG (NITAG), Berlin auf den Markt. Sie war entstanden aus der Auflösung der russischen Aktivitäten um die Europäische Petroleum-Union, unter anderem aus den sich außerhalb Russlands befindlichen Transportkapazitäten der Nobel-Gruppe. Die Berliner Familie Kahan übernahm dazu die Nobel-Unternehmen United Caucasus Oil, London, die Caucasian Oil, Kopenhagen und die Kaukasus Handels-GmbH in Berlin. Ferner gründete sie als Tochterunternehmen die Rheinische Naphta Industrie AG in Berlin und expandierte als Tankstellenkette. Ab 1926 nahm auch das US-Bankhaus Hardy & Co. in New York Einfluss auf die Entwicklung des Unternehmens.
1934 übernahm die Wintershall die Mehrheit der vorher unabhängigen NITAG und firmierte sie als ihre Vertriebsorganisation vor 1938 in NITAG Deutsche Treibstoffe AG um. Die NITAG wurde damit, neben Mihag, Wiesöl und Wintershall Mineralöl GmbH, die hauptsächliche Vertriebstochter für den Absatz der Mineralölprodukte. 1936 hatte sie mit ihrem Angebot von Nitalin (Benzin) und Nital (Benzin-Benzol-Gemisch) über ihre 650 Zapfstellen eine Quote von 3,0 %[2] und war damit in Deutschland die siebtgrößte Tankstellenkette. Beide Ottokraftstoffe bekamen ab 1930 nach Einführung der Bezugsverordnung von Spiritus zu Treibstoffzwecken eine bis zu 10-prozentige Agraralkohol-Beimischung. Die Autoöle hießen Vitamol.
Um 1938 akquirierte Wintershall die Pennsylvania GmbH aus Mannheim und integrierte deren 433 Zapfstellen in das NITAG-Netz. Everth & Co. GmbH (EUCO) aus Dresden war bereits vorher in der NITAG aufgegangen.[3]
Die von der NITAG im Juli 1938 herausgegebenen Autokarten (basierend auf den UNITI-Karten) zeigen neben Deutschland auch ein großes Zapfstellennetz in Österreich.[3] Die großen Unabhängigen gaben die UNITI-Karten mit eigenem Deckel heraus so wie die NITAG, während die kleineren UNITI-Mitglieder die Karten unverändert ließen.
1945 fiel die NITAG in Österreich (im sowjetischen Sektor) als „deutsches Eigentum“ an die Sowjetische Mineralölverwaltung (SMV). 1955 wurden der Sowjetunion gemäß dem Österreichischen Staatsvertrag[4] die Eigentumsrechte an der NITAG mit Öllager am Praterspitz übertragen und dann von Österreich abgegolten. Sie wurde damit verstaatlicht, von der 1956 gegründeten Österreichischen Mineralölverwaltung (ÖMV) übernommen und ging über die österreichische „Martha“ mit ihrer Marke Aral in der heutigen OMV auf.
Durch die Enteignungen in der sowjetischen Besatzungszone in Deutschland verlor Wintershall einen Teil der NITAG-Tankstellen. Ab 1946 versuchte die OLEX zusammen mit ihrer Muttergesellschaft Anglo-Iranian Oil Company die Übernahme der NITAG zur Erweiterung ihrer Vertriebskapazität, was 1949 scheiterte. Trotzdem kamen beide Unternehmen Ende 1950 zu einer Übereinkunft bezüglich des Tausches der Firmenfarben (s. u.).
1952 wurde von Wintershall zusammen mit der DEA die Aktienmehrheit an der Deutschen Gasolin AG übernommen und weitergeführt.
1956 wurde die Wintershall Aktionär der BV-Aral unter Einbringung ihrer Tankstellenorganisation NITAG und der Anteile an der Gasolin. Gleichzeitig wurde die DEA Aktionär an der BV-Aral unter Einbringung ihrer Tankstellen sowie der Anteile an der Gasolin. Daraufhin wurde die NITAG mit ihren 650 Tankstellen auf die Gasolin zur Deutsche Gasolin-Nitag AG verschmolzen und das gelb-blaue Logo sowie der Hamburger Firmensitz aufgegeben.
Der Firmensitz befand sich zuletzt in Hamburg-Rotherbaum am Mittelweg nahe der Moorweide. In diesen zog später die DEA/Deutsche Texaco ein." Quelle Wikipedia
weiter zu Wirtschaftswunderzeit